Singender Meister der Scheibe

Hajo Schulze, Sächsische Zeitung vom 10. September 2007

 

Das 10. Cottbuser Töpferfest lockte rund 10000 Besucher auf den Platz an der Oberkirche. Sie sahen künstlerische Handwerkerprodukte.

 

Die Scheibe dreht sich in Cottbus – und zwar seit dem 16. Jahrhundert. Sie gehörte damals bereits zu den ehrbaren Zünften des Handwerks. Die ersten Töpfermärkte fanden auf dem früheren Neumarkt statt, später auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz (jetzt Brandenburger Platz) und in der Ostrower Straße. Nach der Wiedergeburt des Marktes mit einem Fest verbunden durch die Handwerkskammer, ist der Platz an der Oberkirche Terrain für Gebrauchs- und Kunstkeramik aus Lehm und Ton seit nunmehr zehn Jahren.

 

Diesmal gaben 70 Aussteller aus mehreren Bundesländern Zeugnis von hohem handwerklichen Können ab. Töpfermeister Günther Meißner aus dem Oberlausitzer Trebus war nicht zu übersehen und zu überhören. Er bezeichnet sich selbst als „singender Töpfermeister“. Wenn dann die Country- und Jazzmusik nicht über die Stände klirrte, stimmte er seine Lieder an.

 

Trebuser trällert Landskron

 

„Ene Fuhre Frude..,“ war einer seiner beliebtesten Titel. Mit der Fuhre Freude waren Töpferwaren gemeint. Die hatte der 45 Jahre im Dienste des Töpferhandwerks stehende Meister mit Regalen gefüllter „Schlesischem Braunzeug“ mitgebracht. Während er unter den wissbegierigen Augen der dicht seinen Stand umdrängenden Besucher weiter das „Landskronlied“ oder „Ordnung ist das halbe Leben“ als Eigenkompositionen und Textdichtungen aus seinen Ideen mit töpferner Tenorstimme sang, entstanden an der Scheibe aus Lehm und Ton Tiere, Vasen, Becher. „Natürlich kann ich die hier vor Ort nicht brennen“, meint der Mann mit 35 Jahren Meisterbrief in der Tasche. Er habe zu Hause in Trebus immer noch einen kohlebeheizten Brennofen, verrät er. „Unsere Familie lebte um 1600 im Raum Meißen und siedelte dann ins Sächsische über“, berichtete er. Der 58jährige Töpfer warb an seinem Stand schon mit einem großen Aufsteller für den „Görlitzer Tippelmarkt im Juli 2008“, „den ich seit Jahren mit veranstalte“. Einige Schritte weiter erwarb die Töpferei Elke Piezonka mit ihrer kunsthandwerklichen Keramik aus Burg/Spreewald Aufmerksamkeit. „Das Geschäft in der von vielen Touristen besuchten Gemeinde Burg geht gut“, so die Meisterin. Dennoch besuche sie bis zu acht Märkte im Jahr, berichtete die Leiterin des Meisterbetriebes. Elke Piezonka verarbeitet drei verschiedene Tonsorten aus schwarzem, rotem und weißem Ton zu Steingut. Glasuren in zehn verschiedenen Farbnuancen kommen hinzu. In den nächsten Tagen wird die Spreewälder Handwerkerkunst auch auf einer italienischen Messe zu finden sein. „Mein erster Auslandsauftritt“, so die Töpferin.