Trebuser Töpfe in Japan begehrt

Willi Baumgarten und Nico Stutz, Sächsische Zeitung vom 15. Juni 2005

„Wenn der Topf aber nun ein Loch hat...“ Der singende Töpfermeister Günter Meißner (Bildmitte) stimmt während des jüngsten Töpfermarktes in Rietschen mit den „Buchfinken“ zu diesem alten Volkslied ein. Dabei bleibt die Töpferscheibe keine Sekunde stehen. (Foto: SZ/Joachim Rehle)

 

Schade, nur wenige Jugendliche der Region kennen Günter Meißner, den singenden Töpfer aus Trebus. Wir haben mit ihm gesprochen.

 

Wie lange betreiben Sie schon Ihre Töpferei?

 

Früher gehörte die Töpferei noch meinem Vater. Ich übernahm sie 1979, nachdem ich 1966 meine Lehre abgeschlossen hatte und 1978 Töpfermeister wurde.

 

Macht Ihnen Ihr Beruf Spaß?

 

Ja, sehr viel! Es kommt mir bei meiner Arbeit nicht aufs Geld an, sondern ich finde meinen Seelenfrieden und habe viel Freude daran, von Tag zu Tag etwas für die Leute zu tun, das gebraucht wird.

 

Wie weit verkaufen Sie denn Ihre Produkte?

 

Hauptsächlich in Deutschland, aber auch in anderen Ländern Europas. Selbst aus Afrika und Asien – zum Beispiel Japan – erhalte ich Anfragen.

 

Wo bekommen Sie eigentlich Ihren Ton her?

 

Der kommt aus Stannewisch, aus Niesky, vom Stausee Quitzdorf und aus Bunzlau. Der Bunzlau-Ton ist ein ganz besonderer, da er feuerfest ist, und ich bin der einzige Töpfer in Deutschland, der diesen Ton noch verwendet.

 

Wie viele Tonnen Ton haben Sie denn schon verarbeitet?

 

Das ist schwer zu sagen, schließlich arbeite ich jeden Tag mit Ton, und das nun schon seit 32 Jahren.

 

Was war Ihr schönstes und lustigstes Erlebnis in Ihrer Töpferei?

 

Nun ja, das Schönste ist wohl, wenn ich für die Kinder Lieder singe. Es macht mich ganz einfach glücklich zu sehen, wie sich alle freuen und mitsingen. Das lustigste Erlebnis war, als sich ein Mann eine Vase töpfern wollte. Nach einer Stunde hörte er auf und erwarb diese käuflich.

 

Ebenso komisch war es, als einst Bankleute bei mir töpferten und der Ton durchs ganze Zimmer flog.

 

Sie sind ja der einzige Töpfer der Oberlausitz, der „singt“. Wie viele Lieder kennen Sie denn?

 

Viele, viele! Aber was die meisten nicht wissen ist, dass ich selbst Lieder und Theaterstücke schreibe, speziell für den „Tippelmarkt“ in Görlitz. Mein neues Stück und Lied sowie Motto des diesjährigen Tippelmarktes ist: „Ordnung ist das halbe Leben!“.

 

Zum Schluss würde uns noch interessieren: Meinen Sie „Scherben bringen Glück“?

 

Auf jeden Fall! Schließlich muss dann ein neues Gefäß her, und das ist ja meine Arbeit. Diese bringt Lohn und Brot und hilft einem wiederum zum Leben. Das ist ein ewiger Kreislauf. Ich persönlich denke, dass dies ein alter Töpferspruch ist.

 

Gespräch: Willi Baumgarten (15) und Nico Stutz (15)

Die beiden sind Schüler der Klasse 9 des Städtischen Gymnasiums Rothenburg.