Überregionale Wirkung ist ausgeblieben

Bernhard Donke, Sächsische Zeitung vom 16. Februar 2006

Jubiläum. Vom 19. bis 21. Mai gibt es das 10. Stauseefest. Die SZ befragte dessen geistigen Vater, Günter Meißner, wie es einst begann.

 

Geistiger Vater des Stauseefestes: wie soll man das verstehen?

 

Vor zehn Jahren war ich Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins „Schlesische Oberlausitz“. Der Stausee führte zu dieser Zeit eine Art Dornröschenschlaf. Touristisch trat er kaum überregional in Erscheinung und hatte dabei neben der Natur, den Menschen und seiner vielfältigen Tierwelt viel für Urlauber und Touristen zu bieten. Ein Pfand, mit dem man eigentlich wuchern könnte, und das nur auf seine Vermarktung wartete. Und das uns hier, in die industriell schwach entwickelte Region, Gäste und damit Arbeitsplätze bringen konnte. Sicher es gab Dorffeste in den Anrainergemeinden des Stausees, aber alle waren regional stark begrenzt. Keines der Feste wirkte sich überregional auf die touristische Entwicklung des Stausees und seines Bekanntheitsgrades aus. In den Dörfern ringsherum kochte jeder sein eigenes Süppchen. 1997 jährte sich zum 25. Mal der erste Probestau am Stausee. Ein Grund, so sagte ich mir, ein Fest zu veranstalten, an dem alle am Stausee angrenzenden Gemeinden mitwirken sollten.

 

Nun, die Idee von Ihnen war da, wie aber ging es weiter?

 

Eigentlich unspektakulär. Ich erarbeitete ein Konzept, das von Holger Freimann, Mitarbeiter für Planung im Landratsamt des Niederschlesischen Oberlausitzkreises, überarbeitet wurde und den richtigen Schliff bekam. Dann holte ich mir mit Marianne Paul eine weitere Mitstreiterin ins Boot. Eine sehr engagierte und hilfsreiche Mitstreiterin, das kann ich heute noch sagen. Später kamen noch zwei ABM-Kräfte hinzu.

 

Jetzt gab es das Konzept. Wie standen die Verantwortlichen in den Anrainergemeinden dazu?

 

Da kann ich nur sagen: Wir stießen überall auf offene Ohren, sowohl im Fremdenverkehrsverein als auch bei allen Verantwortlichen in den Gemeindeverwaltungen, bei den Gewerbetreibenden, Vereinen, Kirchgemeinden usw. Obwohl das Konzept vorsah, dass sich das Fest einmal selbst tragen sollte. Das heißt, wenn wir auch beim Premierefest Zuschüsse von Landratsamt und Gemeinden erhielten, sollten es doch bei nachfolgenden Festen keine mehr geben. Trotzdem war die Begeisterung sehr groß, an diesem 1. Stauseefest mitzuwirken.

 

Von wem erhielten Sie besonders viel Unterstützung?

 

Ohne jetzt irgend einen der Mitstreiter zu verletzen oder zu vergessen, möchte ich doch besonders Dirk Beck nennen, den Vorsitzenden des Verwaltungsverbandes Diehsa, außerdem Gastwirt Manfred Vetter, Hans Dietrich Hämmerlein und Birgit Kuras, Vorsitzende des Dorfclubs Diehsa und die Verantwortlichen der Kirchgemeinden. Nicht vergessen möchte ich die Talsperrenverwaltung, die einiges für dieses Fest möglich machte. Aber wie schon gesagt: Es waren noch viel mehr Personen dabei, die sich für das Fest engagierten.

 

Wie waren die äußeren Bedingungen für das Fest?

 

Erst einmal war überall rings um den Stausee kulturell an allen Orten etwas los. Gut, auch kleine Pannen gab es, doch die beeinträchtigten kaum die Stimmung unter den Gästen. Die Gäste kamen aus der gesamten Region von Görlitz bis Hoyerswerda. Alle Aktivitäten und Angebote wurden sehr gut von den Besuchern angenommen. Als der größte Renner erwies sich der historische Markt in Diehsa, was er wohl auch heute noch ist. Insgesamt gesehen war es eine sehr gut gelungene Premiere. Was dann auch die Besucherzahlen bezeugen können, die in die Tausende gingen.

 

Und wie sehen Sie die Entwicklung des Festes aus heutiger Sicht nach zehn Jahren?

 

Ich habe ja noch einige Feste mitorganisiert. Und soweit ich mich erinnern kann, bin ich beim 6. oder 7. aus der Organisation ausgestiegen. Der Grund: Ich war nicht mehr Vorsitzender des Fremdenverkehrvereins und hatte somit kaum oder nur sehr beschränkt Einfluss auf die Mitarbeit des Vereins bei diesem Fest. Trotzdem verfolge ich weiterhin genau seine Entwicklung. Heute muss ich leider sagen, dass es sicher nicht die gewünschte überregionale Wirkung hat und Impulse für die touristische Entwicklung rings um den Stausee aussendet, wie ich mir das einst vor zehn Jahren vorgestellt und gewünscht habe. Doch ich glaube, dass sich die heutigen Organisatoren um Reinhard Diekmann auch weiterhin sehr viel Mühe geben, um es stets für alle Besucher zum unvergesslichen Ereignis zu machen. Warum es überregional nicht so in Erscheinung tritt, liegt, so nehme ich an, dass es keinen über Jahre feststehenden Termin im Kalender belegt. Der sich in den letzten Jahren ständig verschiebende Termin wirkt sich auf die Popularität des Festes negativ aus. Es bleibt bei den Leuten nicht in ständiger Erinnerung. Für das Jubiläumsfest wünsche ich den Organisatoren gute Ideen und bei der Veranstaltungsauswahl immer ein glückliches Händchen.

 

Gespräch: Bernhard Donke