Ein Stück vom Tippelmarkt

Marianne Paul, Sächsische Zeitung vom 16. Juli 2004

 

Tippelmarkt-Verein übergibt Relief, das im Vorjahr zum Markt in Görlitz entstand

 

Eine gerahmte Sammlung Keramik schmückt seit kurzem das Martin-Ulbrich-Krankenhaus Rothenburg, überreicht von Günter Meißner und Kerstin Wilke vom Vorstand des Schlesischen Tippelmarkt-Vereins. Dieses Geschenk ist im Vorjahr beim Görlitzer Tippelmarkt am Stand der Töpferin Kerstin Wilke durch Kinder angefertigt worden. Das Motto hieß: „Natur-Augenblicke“. Auf sechseckigen Fliesen gestalteten sie gekonnt ihre Eindrücke von Erlebnissen im Wald, am Teich, auf der Wiese – unter freiem Himmel. Auffällig oft stehen bei Darstellungen von Tieren, Bäumen, Blumen und Landschaften die Sonne oder Sonnenblumen im Mittelpunkt.

 

Bei der Übergabe trat auch der singende Töpfermeister in Aktion. So häufig wird es der Krankenhausleitung bei dem oft aufreibenden Geschäftsbetrieb nicht passiert sein, dass ihnen jemand das Lied von der „Sonne im Herzen“ singt! Die kleine Sammlung hat dort ihren Platz gefunden, wo eben diese „Sonne“ nötig wird, die alle so brauchen, nämlich im Ambulanz-Warteraum. Auch das Motto des sechsten Tippelsmarkts an diesem Wochenende passt gut dazu: „Eene Fuhre Freede“ – so wird es auf dem Tippelmarkt in diesem Jahr sein und die Vorfreude darauf spüren die Vereinsmitglieder schon seit langem. Dieses Fest in der Heimat ist dafür bekannt, dass es einfach schön und gemütlich ist.

 

Aus unendlich vielen Bewerbern wurden die 60 Töpfer ausgewählt, die nun am Sonnabend und Sonntag auf dem Obermarkt in Görlitz ihre Waren feil bieten werden. Unter der Schirmherrschaft von Rübezahl hat sich der Schlesische Tippelmarkt-Verein wieder viel einfallen lassen. Der prächtige Einzug am Sonnabend um 10 Uhr hat Tradition, und die Kanonenschläge zur Eröffnung haben schon echte Fans. Blasmusik, der Auftritt der Kindertrachtengruppe „Sankt Hedwig“ und die Modenschau „Als der Großvater die Großmutter nahm“ umrahmen das Markttreiben.

 

Bäcker und Fleischer sorgen für Händler wie Besucher. Handgemachte Musik gehört unbedingt dazu, damit werden wir an vielen Stellen den Markt durchqueren und singen, was der Brustkasten hergibt. So auch am Sonntag zum Frühschoppen, ummit Blasmusik die Morgenmuffel zu wecken, denn Fröhlichkeit ist angesagt. Nicht umsonst heißt das Motto „Eene Fuhre Freede“. Das ist der Titel der Tippelgeschichte von Günter Meißner, die um 14 Uhr zur Aufführung kommt. Der Schubkarren-Wettstreit mit einer echten „Kästelkarre“ und einer „Roaber“ zwischen Töpfermeistern aus Sachsen und Preußen soll die Stimmungswogen hochgehen lassen.

 

Töpfer sind Realisten, mit ihrem Broterwerb befasst, lassen sie sich von politischen Wirrköpfen nicht beeindrucken. Nicht immer ist es für sie lustig, so stehen sie sich bei Wind und Wetter mit ihren Ehefrauen, die „Beene in den Bauch“. Darum ist es Sache des Tippelweibs, diese starken Partnerinnen auf dem Markt zu verkörpern und deren Arbeit zu würdigen. Darauf – und aus tausend anderen Gründen – werden wir mit einem Schluck „Tepperwasser“ anstoßen: „Auf gutes Gelingen, guten Verkauf, zufriedene Kundschaft und fröhliche Besucher!“ Willkommen in Görlitz!