Töpfer mit Ideen und viel Programm

Niederschlesischer Kurier vom 9. März 2007

 

Am 10. und 11. März kann man den Töpfern der Region über die Schulter schauen. Aber nicht nur das: Bei den Tagen der offenen Tür wird viel mehr geboten – zum Beispiel Gesang, Führungen, Basteleien.

 

Trebus. Schon am frühen Morgen sitzt Corinna Meißner in der Werkstatt. Neben ihr der Töpferhase – ein kleiner schwarz/weiß gescheckter Mümmelmann, ein Maskotchen sozusagen. Mit der rechten Hand greift sie nach einem Klumpen Ton, drückt ihn einige Male, damit er geschmeidig wird und legt ihn dann auf die Töpferscheibe. Geschickt formt die junge Frau mit ihren angefeuchteten Fingern eine Vase. Immer wieder begutachtet sie mit prüfendem Blick ihr Werk – den Hohlraum, in dem einst Blumen stehen werden, und das Äußere, das sich in ansehnlichen Rundungen präsentieren soll. Etwa zehn Stück hat Corinna Meißner an diesem Morgen schon geschafft, viele weitere werden in den nächsten Stunden folgen. Für die Töpferin ist es – nicht die Ruhe – sondern die „Arbeit vor dem Sturm“.

 

Denn am Sonntag, 25. März, beginnt im Rietschener Erlichthof die diesjährige Marktsaison, in der die meisten Betriebe den Großteil ihrer Produktion an die Frau und den Mann bringen wollen. „Die Märkte sind inzwischen unser wichtigstes Verkaufsinstrument, der Hausverkauf ist in den vergangenen Jahren stark zurück gegangen“, bestätigt Günter Meißner, Chef des gleichnamigen Töpferhofes in Trebus und weit über die Region als singender Töpfermeister bekannt. Um die Situation zu verbessern, wurde 2006 der „Tag der offenen Töpferei“ initiiert, der am 10. und 11. März nun seine Fortsetzung findet. „Wir wollen zeigen, dass Handwerksarbeit etwas ganz Besonderes ist – nichts von der Stange eben, aber auch mit einem etwas höheren Preis“, erklärt Meißner, der auch zum Vorstand der sächsischen Töpferinnung gehört. Seine Werbung für das Töpferwochenende lautet so:

 

„Der Frühling beginnt und die Leute wollen raus. Bei uns bekommen sie viel Interessantes geboten. Jeder Betrieb lässt sich etwas Spezielles einfallen, um unser Handwerk den Gästen näher zu bringen.“ Bei Meißners selbst kann man Geschichten und Lieder mit dem Töpfermeister und Musikprofi Dr. Taste erleben. Außerdem wird die Entstehung der „Tippel, Töppe und Tassen“ vorgeführt. Ihre jüngsten Gäste laden Corinna und Günter Meißner zum Kindertöpfern ein. Insgesamt macht das Töpferhandwerk schwierige Zeiten durch. Vor allem mit der Einführung des Euro gingen die Umsätze stark zurück. Und auch die höhere Mehrwertsteuer wird nicht ohne Auswirkungen bleiben, vermutet man in der Töpferinnung. Als „sehr schade“ empfindet Meißner, dass „viele junge Leute ihre Heimat verlassen haben“. Ihren Hausstand würden sie nun anderswo gründen – ein Verlust für die Töpfer der Region.

 

Deshalb zieht der Trebuser Meister auch den Hut vor den Beschäftigten in den einzelnen Betrieben: „Reichtümer sind in unserer Branche wahrlich nicht zu verdienen.“ Da hilft es, wenn man sich wie Meißner mit seinem „Urlaub auf dem Töpferhof“ weitere Geschäftsfelder erschließt. Mit den von manchen Kunden als zu hoch kritisierten Preisen liegen die hiesigen Töpfer jedoch am unteren Ende der Fahnenstange. Denn: Die Materialkosten sind gestiegen, gleiches gilt für den Treibstoff, den man braucht, um die vielen Märkte anzufahren. Allerdings herrscht trotz schwieriger Lage Zuversicht in der Branche. Meißner: „Jeder kann sich individuell in seine Firma einbringen, mit neuen Ideen und Produkten. Viele Leute wissen das zu schätzen und sind uns über die Jahre treu geblieben.“ Denn in den Handwerksbetrieben wird beim Brennen und der Wahl der Glasuren besonderer Wert auf Qualität gelegt. Merkmal für die Töpfer aus Niederschlesien sind zudem die hart gebrannte Ware und das traditionell in Schlesien verankerte Braunzeug. Über all das kann man sich an diesem Wochenende bei den „Tippelmachern“ informieren. „Wir hoffen auf reges Interesse“, geben sich Günter Meißner und seine Kollegen optimistisch.