Verstärkung für den „Singenden Töpper“

Jenny Ebert, Sächsische Zeitung vom 16. Juli 2010

Die frischgebackene Töpfergesellin Severine Meißner aus Trebus komplettiert Töpfe mit Henkel für den Schlesischen Tippelmarkt. (Foto: Rolf Ullmann)

 

Severine Meißner, Tochter von Günter Meißner aus Trebus, zeigt diesmal beim Tippelmarkt ihre Kunst.

 

Singen will Severine Meißner nicht. Ihr Vater, der singende Töfpermeister Günter Meißner aus Trebus, wird also auch dieses Jahr auf dem Schlesischen Tippelmarkt allein seine Lieder zum Besten geben müssen. Aber dafür unterstützt ihn seine jüngste Tochter anders: mit einer Ausstellung in der Dreifaltigkeitskirche. Die frischgebackene Töpfergesellin zeigt dort ihr Gesellenstück, schlesisches Braunzeug für den Altar, das unter dem Thema „Mein Kirchenjahr“ entstanden ist. „Thema und Zeitpunkt passen einfach gut zum Tippelmarkt“, sagt die 28-Jährige.

 

Schon als sie vor zwei Jahren mit der Lehre begonnen hat, geisterte ihr die Idee eines Altargeschirrs durch den Kopf. „Es gibt ja gewisse Vorgaben für das Gesellenstück. Und ich wollte schon immer gern, dass alle Teile unter einem Motto stehen können.“ Da sie sonntags oft in die Kirche geht, kennt sie das Geschirr fürs Abendmahl gut – und fand die überladene Gestaltung der Stücke oft übertrieben. Entsprechend schlicht ist ihr Braunzeug geworden, bestehend aus mehreren Teilen wie Taufschale, Taufkrug, große Vase, Teller, Hostiendose, Weinkelche und Kerzenleuchter.

 

Viele Stunden am Drehteller

 

All diese Stücke werden für die beiden Tage in der Dreifaltigkeitskirche am Obermarkt ausgestellt. Danach nimmt Severine Meißner sie wieder mit nach Hause. „Ursprünglich wollte ich sie einer Kirche geben für das Abendmahl. Aber mittlerweile möchte ich sie gern behalten“, erzählt sie und lächelt fast entschuldigend. Zuviel Arbeit steckt in diesem Gesellenstück, lange Stunden am Drehteller und viele Gedanken zur Gestaltung. So etwas gibt man nicht gern weg.

 

Severine Meißner ist eher zufällig in den Betrieb ihres Vaters eingestiegen. Weil die ältere Schwester Mutter wurde, brauchte Günter Meißner Hilfe in der Töpferei. Und Severine, die nach ihrem Studium im Produktdesign in Dortmund nicht glücklich war, folgte dem Ruf. „Es hat mich gereizt, mit den Händen zu arbeiten und schnell ein fertiges Produkt sehen zu können.“ Bei den Projekten am Computer hat sie das oft vermisst. Und was anfangs nur als Aushilfe für ein Jahr geplant war, ist zum neuen Beruf für die junge Frau geworden. „Es macht mir total viel Spaß. Und man kann in diesem Beruf immer wieder Neues ausprobieren.“

 

Konkrete Zukunftspläne hat Severine Meißner noch nicht. Vielleicht hängt eines Tages der Meisterbrief an ihrer Wand. Vielleicht auch nicht. „Jetzt will ich erstmal so gut große Sachen drehen können wie mein Vater. Wie er das macht, finde ich faszinierend. Aber dazu ist sehr, sehr viel Erfahrung nötig.“.